Prof. Dr. med. Tom Schaberg

Facharzt für Innere Medizin-Lungen- und Bronchialheilkunde, Facharzt für Lungenheilkunde

Seit dem Bericht des Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) vom Februar 2007 ist es zur Gewissheit geworden: die bisherige Energie- und Wirtschaftspolitik hat zu bleibenden Schäden in allen Lebenszusammenhängen geführt und ist zu einer Bedrohung für das Leben auf unserem Planeten geworden. Die Auswirkungen des Klimawandel auf unsere Gesundheit wurden bisher unterschätzt.

Die Auswirkungen des Klimawandels auf Erkrankungen des Menschen sind an den folgenden zwei Beispielen gut zu verdeutlichen.

1. Allergische Erkrankungen (Heuschnupfen und Asthma)

Durch höhere Außentemperaturen und vermehrte Niederschläge steigt die Anzahl der mikroskopischen Pilze im Erdreich deutlich. Da die Sporen dieser an sich ungefährlichen Pilze bei Allergikern die entsprechenden Erkrankungen verstärken können, wird sich die Lebensqualität allergiekranker Menschen verschlechtern. Auch die Veränderungen der Vegetationsperioden werden für Allergiker zum Problem. Schon jetzt müssen wir mit Heuschnupfen im Dezember rechnen, da die Haselblüte inzwischen schon zu diesem Zeitpunkt vorkommt. Zusätzlich steigt mit der mittleren Außentemperatur bei vielen Pflanzen die Pollenproduktion und führt damit bei Pollen-Allergikern zu intensiveren Beschwerden.

2. Infektionskrankheiten

Ein Reihe von Infektionskrankheiten ist auf Überträger, sogenannte Vektoren, angewiesen (Insekten, Säugetiere, Vögel). So können zum Beispiel durch die Zecke Bakterien übertragen werden, die zur Borreliose führen. Es ist nachgewiesen, dass weltweit eine Wanderung der Zecken nach Norden eingesetzt hat, womit die Möglichkeit einer Infektion in diesen Gegenden steigt. Aber auch die Infektionserreger selbst profitieren von höheren Außentemperaturen. Das Virus, das die Frühsommer-Meningoencephalitis (FSME) auslöst, kann sich in Zecken bei höheren mittleren Temperaturen besser vermehren. Schon jetzt ist eine Verdoppelung der FSME-Infektionen innerhalb der letzten zwei Jahre zu beobachten, außerdem eine langsame Ausbreitung des FSME-Virus Richtung Norden.

Auch bisher in unseren Breiten nicht heimische Infektionen werden vermehrt bei uns auftauchen. Hierzu zählen vor allem durch Viren bedingte Fiebererkrankungen, die bis vor einigen Jahren noch als "Tropenkrankheiten" bezeichnet worden sind. Bereits in Europa angekommen sind die Überträger dieser Viruskrankheiten, nämlich verschiedene Mückenarten, die zur Vermehrung hohe Außentemperaturen brauchen. Ein bekanntes Beispiel ist die ursprünglich in Asien beheimatete Tigermücke Aldes albopictus, die inzwischen schon in Italien, Frankreich und in Einzelfällen auch in Süddeutschland nachgewiesen wurde und die das Dengue-Virus übertragen kann, eine schwerwiegende Fiebererkrankung. In den USA und in Kanada wird ein Anstieg des West-Nil-Fiebers beobachtet, das ebenfalls von Mücken übertragen wird. Im Jahre 2007 kam es in Italien zu einem Ausbruch der durch Mücken übertragenen und bisher nur aus Afrika bekannten Chikungunya-Krankheit. Experten erwarten darüber hinaus, dass zumindest in Südeuropa auch die Anopheles-Mücke wieder heimisch wird, woraus sich die Gefahr einer Malaria-Ausbreitung in den betroffenen Regionen ergeben wird.

Bei steigender Außentemperatur steigt auch das Risiko, dass es durch mit Wasser oder Lebensmitteln übertragenen Mikroorganismen zu Masseninfektionen kommt, wie in den vergangenen Jahren bereits in den USA und in Kanada geschehen. Von dieser Gefahr, zum Beispiel dem Ausbruch von Cholera-Epidemien, werden vor allem Länder mit schlechter hygienischer Infrastruktur bedroht sein.

Aus den USA wurde in den letzten Jahren berichtet, dass sich die Erreger tropischer Pilzinfektion nach Norden ausbreiten. Diese Pilze sind - im Gegensatz zu den heimischen mikroskopischen Pilzen - für den Menschen gefährlich, da sie akute und chronische Infektionen der Lunge auslösen können.

Wie kann eine Energieversorgung mit möglichst geringer Schädigung von Gesundheit und Umwelt erreicht werden?

Jeder kann tatkräftig am Aufbau einer dezentralen, fehlerfreundlichen Energieversorgung mitwirken, die keine Gesundheitsschäden produziert, unerschöpflich, überall nutzbar ist und jederzeit begonnen werden kann. Erneuerbare Energien sind ein Beitrag zur Zukunftssicherung, sie schaffen Klimastabilität und bieten jedem die Möglichkeit zu handeln:

  • Beziehen Sie als Kunde Strom aus erneuerbaren Energien. Er kostet nur wenige Euro mehr im Monat. Die Internetseite www.atomausstieg-selber-machen.de bietet dazu kompetente Hilfen.
  • Bauen Sie Solaranlagen: auf dem eigenen Dach oder in Gemeinschaft mit anderen. Mit Rat und Tat unterstützt dabei beispielsweise der Solarenergieförderverein (www.sfv.de).
  • Überprüfen Sie Ihren persönlichen Energieverbrauch. Es gibt jede Menge Einsparpotential, wenn man ein liebevolles Verhältnis zu seinem Stromzähler entwickelt. Erklärungen dazu liefert zum Beispiel www.energieverbraucher.de.
  • Nutzen Sie das Auto so wenig wie möglich. Wir gehen davon aus, dass der Treibstoffpreis nicht weiter steigt, wenn die Nachfrage nach Benzin sinkt. Der Verkehrsclub Deutschland (www.vcd.org) demonstriert, wie man auch ohne Auto mobil sein kann.
  • Fliegen ist klimaschädigend. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, kann ein Beitrag für den CO²-Ausgleich zur Verwirklichung von Klimaschutzprojekten hier und in der dritten Welt (www.atmosfair.de) beitragen.

Empfehlenswerte Literatur

  • Hemmer CJ, Frimmel S, Kinzelbach R, Gürtler L, Reisinger EC.: Globale Erwärmung: Wegbereiter für tropische Infektionskrankheiten in Deutschland? In: Deutsche Medizinische Wochenschrift 2007 Nov;132(48):2583-9
  • Rohde G.: Der Einfluss von Luftverschmutzung und Klimawandel auf Lungenerkrankungen
    In: Deutsche Medizinische Wochenschrift 2008 Apr;133(14):733-6
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