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Hannover,

„Die Bevölkerung sollte sich besser vor Polio schützen“

Im Abwasser gefundene Polioviren lassen vermuten, dass es unentdeckte Fälle von Polio-Erkrankungen in Deutschland gibt. „Bei einem ausreichenden Impfschutz besteht kein Gesundheitsrisiko“, informiert Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, anlässlich des Welt-Polio-Tags.

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Hannover, den 24. Oktober 2025. Die 1988 gestartete Global Polio Eradication Initiative (GPEI) hat versucht, über die äußerst wirksame Impfung den Erreger der Kinderlähmung weltweit auszurotten. Während in Deutschland seit 1998 dazu nur Totimpfstoff verwendet wird, ist in anderen Ländern bis heute vielfach der Schluckimpfstoff mit abgeschwächten lebenden Polio-Erregern im Einsatz. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat im vorigen Jahr von Schluckimpfstoff abgeleitete Polioviren im Abwasser mehrerer deutscher Städte gefunden1 und in diesem Sommer darauf hingewiesen, dass eine Übertragung in Deutschland zunehmend wahrscheinlich sei2

„Bisher sind keine Erkrankungen dokumentiert“, sagt Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, anlässlich des Welt-Polio-Tags am 24. Oktober 2025. Wichtig sei aber aufgrund der im Abwasser nachgewiesenen Viren, dass die Bevölkerung ausreichend gegen Poliomyelitis (die sogenannte „Kinderlähmung“) geschützt sei. 

Poliomyelitis3 ist eine hochansteckende Krankheit, für die es keine Therapie gibt. In seltenen Fällen schädigt sie das Rückenmark und kann zu lebenslangen Lähmungen führen. Mehr als 95 Prozent der Infektionen verlaufen indes asymptomatisch. Ein Teil der Erkrankten leidet etwa unter kurzzeitigen unspezifischen Symptomen wie Gastroenteritis, Fieber, Übelkeit, Halsschmerzen, Myalgien und Kopfschmerzen. Aufgrund der häufig grippeähnlichen Symptome gibt es laut RKI2 bisher keine Zahlen zu Infektionen und Übertragungen in Deutschland. Die Ansteckung erfolgt dabei fäkal-oral oder über die Atemwege per Kontaktinfektion.

„Die Bevölkerung sollte den Impfschutz überprüfen“, empfiehlt Wenker. Der RKI-Statistik zufolge sind nur etwa 21 Prozent der Einjährigen in Deutschland vollständig gegen Polio geimpft, obwohl die Grundimmunisierung in diesem Alter abgeschlossen sein sollte. Außerdem verfügen nur 77 Prozent der Kinder im Alter von zwei Jahren über den vollständigen Impfschutz gegen eine Polio-Infektion2. Aber auch immundefiziente Erwachsene gelten als Risikopersonen: „Es sollte jeder einen ausreichenden Impfschutz gegen Polio haben“, betont Ärztekammerpräsidentin Wenker. 

Quellen:

1 Epidemiologisches Bulletin, Nr. 50, vom 12. Dezember 2024
https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2024/50_24.pdf?__blob=publicationFile&v=5

2 Epidemiologisches Bulletin, Nr. 27, vom 3. Juli 2025
https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2025/27_25.pdf?__blob=publicationFile&v=3

3 RKI-Ratgeber Poliomyelitis
https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_Poliomyelitis.html?nn=16777040#doc16804440bodyText5

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