
Kinder und Jugendliche in Deutschland bewegen sich zu wenig und ernähren sich zu ungesund. In der Folge sind laut Robert Koch-Institut durchschnittlich 15,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig.1 Damit steigt auch das Risiko für Begleiterkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Fettstoffwechselstörungen und Adipositas. Im Hinblick auf die aktuell stattfindenden Koalitionsverhandlungen spricht sich die Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) dafür aus, den Gesundheitsschutz von Kindern und Jugendlichen aktiv zu fördern. Dr. med. Thomas Buck, Kinderarzt und ÄKN-Vorstandsmitglied erläutert: „Wir wissen längst, dass Zucker krank macht. Ernährung spielt eine große Rolle, um Gesundheit zu fördern und langfristig zu erhalten. Eine neue Bundesregierung hat jetzt die Chance, entsprechende Weichen zu stellen: Eine Zuckersteuer ist eine sinnvolle Maßnahme, um den Zuckerkonsum von Kindern zu senken.“
Professor Dr. med. Axel Haverich, Präsident der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft und Transplantationsmediziner, engagiert sich bereits seit mehreren Jahren in der Präventionsforschung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt täglich eine Stunde Bewegung für Kinder und Jugendliche.2 Rund 70 Prozent der Jungen und 75 Prozent der Mädchen in Deutschland lägen unter dieser WHO-Empfehlung. Mit steigendem Lebensalter erhöhe sich der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die sich zu wenig bewegen, sogar noch. Haverich schlägt deshalb vor, mehr körperliche Aktivität in den Schulunterricht zu integrieren: „Schon bei fünf Minuten Bewegung pro Unterrichtsstunde zeigen sich enorme Effekte in Bezug auf die allgemeine Gesundheit, die Stimmung und das Lernverhalten von Kindern und Jugendlichen.“ Auch eine Zuckersteuer befürwortet der Mediziner.
Weil sowohl Zuckerkonsum und Übergewicht als auch Bewegungsmangel laut Robert Koch-Institut in bildungsfernen Bevölkerungsgruppen besonders hoch sind, sieht die ÄKN in der Förderung von gesunder Lebensführung und allgemeiner Gesundheitskompetenz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die niedersächsische Ärzteschaft plädiert aus diesem Grund für eine nationale Public-Health-Strategie von Bund, Ländern, Kommunen und allen relevanten gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren. Die Vorteile eines starken Öffentlichen Gesundheitsdienstes erklärt Dr. med. Fabian Feil, Präsident des Niedersächsischen Landesgesundheitsamts: „Viele Krankheiten können durch gezielte Angebote und Maßnahmen verhindert werden. Jedoch spielen auch heute noch soziale Determinanten eine große Rolle, denen wir in erster Linie lebensweltbezogen begegnen müssen. Gesundheit muss für alle Menschen, unabhängig ihrer sozialen oder wirtschaftlichen Voraussetzungen, zugänglich sein.“ Der Öffentliche Gesundheitsdienst habe besondere Möglichkeiten, die der Ärzteschaft meist nicht zur Verfügung ständen. Dafür brauche es eine nachhaltige Finanzierung.
Auch weil das Gesundheitssystem vielerorts bereits stark belastet ist und zukünftig durch eine größer werdende ältere Bevölkerung weiter unter Druck geraten wird, muss Primärprävention gesamtgesellschaftlich fest verankert werden. „Eine Investition in die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist auch eine Investition in die Zukunft“, macht Buck deutlich. Gewöhnen sich Kinder schon früh an einen ungesunden Lebensstil, fällt es ihnen später schwerer, gesunde Gewohnheiten zu etablieren. „Aus ungesunden Kindern werden ungesunde Erwachsene. Prävention kann nicht früh genug beginnen“, so Buck.
Quellen
1 Robert Koch-Institut
https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Journal-of-Health-Monitoring/GBEDownloadsJ/Journal-of-Health-Monitoring_01_2018_KiGGS-Welle2_erste_Ergebnisse.pdf?__blob=publicationFile&v=1
2 Weltgesundheitsorganisation (WHO)
https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/272722/9789241514187-eng.pdf?sequence=1&isAllowed=y
Bildmaterial
Auf Anfrage an kommunikation(at)aekn.de stellen wir Ihnen gern Bildmaterial zur Verfügung.
Hintergrund-Informationen
Am 12. März 2025 fand in der Ärztekammer Niedersachsen eine Fortbildung in Kooperation mit der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft Hannover statt, bei der neben Professor Dr. med. Axel Haverich auch Dr. med. Fabian Feil Vorträge über „Prävention – Zentrale Aufgabe ärztlichen Handelns“ hielten. Während Haverich eine medizingeschichtliche Perspektive einnahm und diese mit seiner eigenen Präventionsforschung verknüpfte, arbeitete Feil die Chancen eines starken Öffentlichen Gesundheitsdienstes heraus. Moderiert wurde die Veranstaltung von ÄKN-Vorstandsmitglied Dr. med. Thomas Buck.
Über die Ärztekammer Niedersachsen
Die Ärztekammer Niedersachsen ist die standesrechtliche Vertretung der rund 46.000 Ärztinnen und Ärzte im Flächenland Niedersachsen. Sie nimmt in Selbstverwaltung öffentliche Aufgaben im Gesundheitswesen wahr und erfüllt zugleich weisungsgebunden staatliche Aufgaben. Außerdem setzt sie sich für eine qualitativ hochwertige ärztliche Fort- und Weiterbildung ein und betreut die Ausbildung der Medizinischen Fachangestellten.
Neuigkeiten und Informationen aus der Ärztekammer Niedersachsen finden Sie auch auf Instagram, Facebook LinkedIn und YouTube. Abonnieren Sie gerne auch den ÄKN-Newsletter.
Kontakt
Referat Gesundheitspolitik und Kommunikation
Monika Schröder
Referentin
Telefon: 0511 3802 2102
E-Mail: kommunikation(at)aekn.de